Die in den 70er Jahren entstandene Beratungsform Coaching kann anhand der folgenden zehn Punkte charakterisiert und definiert werden:
Interaktion und Personenzentrierung
Coaching ist sowohl eine interaktive, als auch personenzentrierter Beratungs- und Begleitungsprozess, der private und berufliche Inhalte umfassen kann. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Beruflichen und den damit zusammenhängenden Anliegen des Klienten. Im Coaching wird keine Dienstleistung am Klienten vollzogen. Vielmehr sind Coach und Coachee gleichermaßen gefordert zusammen zu arbeiten und begegnen sich „auf Augenhöhe“. Indem dem Klienten keine Verantwortung abgenommen wird unterscheidet sich das Coaching von zahlreichen Formen der Fachberatung.
Prozessberatung
Beim Coaching findet eine individuelle Beratung auf der Prozessebene statt. Der Coach liefert also keine direkten Lösungsvorschläge, vielmehr begleitet er den Klienten und gibt Anregungen, wie eigene Problemlösungen entwickelt werden können. Coaching richtet sich also nach den jeweiligen individuellen Bedürfnissen des Klienten und kann daher nicht als eine Art „Beratung von der Stange“ angesehen werden. Im Verlauf des Prozesses tritt der Coach nicht als „Besserwisser“, sondern als gleichberechtigter Berater auf, der Hilfestellung bei der eigenen Lösungsfindung des Klienten gibt.
Beziehung
Coaching findet auf der Basis einer freiwillig gewünschten Beratungsbeziehung statt. Diese zeichnet sich durch gegenseitige Akzeptanz und Vertrauen aus. Dies bedeutet, dass der Coachee die Beziehung freiwillig eingeht und der Coach ihm im Gegenzug maximale Diskretion zusichert. Die Beratung im Rahmen eines Coaching macht nur dann wirklich Sinn wenn der Klient auch wirklich beraten werden will. Nur wenn die Beziehung zwischen Coach und Klient wirklich tragfähig ist, kann das Coaching Ergebnisse bringen. Ein Coach muss daher in der Lage sein, sehr schnell eine solch tragfähige Beziehung aufzubauen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Ein Coaching zielt immer auf eine – auch präventive – Förderung von Selbstreflexion, Selbstwahrnehmung und Verantwortung ab mit dem Ziel Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Oberstes Ziel ist es immer die Selbstwahrnehmung des Klienten zu fördern. Blinde Flecken und Betriebsblindheit werden abgebaut, der Horizont erweitert und so neue Gesichtspunkte erkannt. In der Folge ergeben sich so neue Handlungsmöglichkeiten, die vorher so nicht wahrgenommen wurden.
Transparente Methoden
Coaching baut ausschließlich auf transparenten Interventionen auf. Manipulative Techniken werden grundsätzlich ausgeschlossen, da ein derartiges Vorgehen der Förderung von Bewusstsein prinzipiell im Wege stehen würde. Bei einem manipulierten Klienten kann kein Bewusstsein gefördert werden. Daher schließen sich solche Methoden für seriöse Coaches grundsätzlich aus.
Konzept
Voraussetzung für ein erfolgreiches Coaching ist ein ausgearbeitetes Coaching-Konzept. Dieses sollte nicht das Vorgehen des Coaches erklären, den Rahmen dafür festlegen welche Interventionen und Methoden angewandt werden, wie angestrebte Prozesse ablaufen können und welche Wirkungszusammenhänge eine Rolle spielen. Das Arbeitskonzept des Coaches ist sein Rüstzeug. Über dieses Konzept muss der Klient aufgeklärt werden, da er ansonsten nicht verstehen kann, wie die Beratung funktioniert. Die wiederum würde keine Förderung des Klienten darstellen.
Zeitliche Begrenzung
Ein Coaching kann durchaus über einen längeren Zeitraum stattfinden. Da es aber immer das Ziel des Coaches sein muss sich überflüssig zu machen, muss logischer weise eine zeitliche Begrenzung eingehalten werden.
Zielgruppe
Coaching richtet sich immer an eine bestimmte Person bzw. an eine genau definierte Gruppe von Personen mit Führungsverantwortung oder Managementaufgaben. In den meisten Fällen richtet sich ein Coaching primär an Führungskräfte und Manager.
Qualifikation des Coaches
Coaching wird durch Beraterinnen und Berater praktiziert, die nicht nur psychologische sondern auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse besitzen. Zusätzlich benötigen sie praktische Erfahrung bezüglich der Anliegen des Gecoachten, um die Situation fundiert einschätzen und qualifiziert beraten zu können. Der Coach braucht für seine Arbeit fundiertes Wissen und Qualifikationen aus den Bereichen Psychologie, Betriebswirtschaft, Consulting, Personalentwicklung, Führung und Marketing. Dies bezeichnet man als „Schnittfeldqualifikation“.
Zielsetzung
Das oberste Ziel des Coaching ist immer die Verbesserung der Selbstmanagementfähigkeit des Gecoachten. Der Coach soll seinen Gegenüber derart beraten, dass er selbst letztendlich nicht mehr benötigt wird. Der Coach arbeitet im Rahmen zuvor vereinbarter Regeln, die der Klient – ebenso wie das gesamte Coaching – freiwillig akzeptiert. Grundlage hierfür ist die auf Vertrauen basierende „Beziehung auf Augenhöhe“ zwischen Coach und Coachee. Coaching ist kein einseitig verlaufender Prozess, sondern hat einen interaktiven Verlauf. Der Coach nimmt keine Aufgaben ab, sondern er berät und begleitet den Klienten, damit dieser selbständig und effektiv Lösungen finden kann. Dabei sollte der Coach stets eine unabhängige Position einnehme und dem Gecoachten nicht seine Ideen und Meinungen aufzwingen. Ein guterCoach macht nicht abhängig, sondern unabhängig. Die funktioniert im Rahmen von Spielregeln, die dem Klienten bekannt sind und von ihm akzeptiert werden. Dieser „psychologische Vertrag“ klärt die ideologische Orientierung – bezüglich ihrer ideologischen Ausrichtung sollten Coach und Klient zusammenpassen -, das Ausmaß des Problembewusstseins, die Erwartungen, die gesamtdauer und möglichen Ziele, Vorgehensweise und angewandte Methoden, das Ausmaß der gewünschten Veränderung, Granzen und „Tabuzonen“.